Im Drama Antigone kommen zwei herausstechende Motive vor, welche nahe miteinander verknüpft sind. Einerseits geht es um das Recht und Gesetz, andererseits geht es um die Regierungsart. Viel Spass beim Lesen!
Berechtigung von Kreon | Berechtigung von Antigone |
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• Als König darf Kreon das Gesetz aufstellen • Polyneikes hat die Stadt (Teben) angegriffen |
• Etheokles hat auch Schlechtes getan • Menschliche Seite • Götter sind dafür • Weshalb soll Kreon über die Beerdigung entscheiden |
Der erste Konflikt ist zwischen dem Recht der Menschen und dem Recht der Götter. Diese Meinungsverschiedenheit zeigt sich besonders in der Auseinandersetzung zwischen Kreon, dem König von Theben, und Antigone, der Tochter von Ödipus. Kreon vertritt das menschliche Gesetz, welches aus einer Autokratie entstanden ist und darum fast nur Kreons ansicht ist. Ihm ist es wichtig, dass sein Gesetz beziehungsweise das Verbot Polyneikes zu beerdigen, befolgt wird, damit er sicher gehen kann das seine Autorität eingesehen wird und seine Macht nicht aberkannt wird. Antigone hingegen beziet sich auf ein höher gestelltes Gesetz, welches das göttliche ist. Dort wird die Bestattung einer person als heilige Pflicht beschrieben. Dieser Konflikt führt zur Tragödie: Antigone entscheidet sich, den göttlichen Gesetzen zu folgen, mit dem wissen das es Kreon nicht gefallen wird und somit ihr Leben aufs Spiel setzt. Ihr berühmter Satz:
„Gewiss nicht, um den Feind zu hassen, nein, den Freund zu lieben, lebe ich!“ (S. 26)
, zeigt ihre Überzeugung, dass moralisch gesehen das göttliche immer über dem menschlichen steht und man den worten der Götter befolgen soll. In ihren Augen ist es wichtiger, was auch immer geschehe, den göttlichen Geboten zu folgen. Das Motiv verdeutlicht die Grundfrage nach dem richtigen Recht: Wer bestimmt, was richtig und falsch ist? Im Drama wird gezeigt wie gefärlich es werden kann wenn man beginnt menschliche über göttliche Gesetze zu stellen, vor allem wen das menschliche Gesetz durch eine einzelperson bestummen wird. Das Spannungsverhältnis bleibt bis heute gegeben, weil es kein konkretes Richtig oder Falsch gibt.
Quelle: https://www.hamburgische-buergerschaft.de/recherche-info/recht
Aspekt | Autokratie (Kreon) | Demokratie (Antigone) |
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Entscheidungsfindung | Alleinige Macht des Herrschers | Individuelle moralische Überzeugung |
Gesetzgebung | Durchsetzung staatlicher Gesetze | Orientierung an göttlichen/universellen Gesetzen |
Umgang mit Opposition | Strikte Bestrafung von Ungehorsam | Ziviler Ungehorsam als moralische Pflicht |
Kommunikation | Autoritäre Befehle ohne Dialog | Ausdruck persönlicher Überzeugungen |
Konsequenzen | Tragödie durch starre Machtausübung | Opferbereitschaft für höhere moralische Werte |
Der Konflikt zwischen Autokratie und Demokratie steht im Zentrum des Geschehens. Kreon representiert die autokratische Macht: Er erlässt Gesetze ohne Rücksprache mit dem Volk und erwartet von seinem Volk das sie dies einfach so annehmen. Antigone hingegen steht für das individuelle Gewissen und die moralische Verantwortung gegenüber göttlichen Gesetzen. Der Gegensatz zwischen Kreons autoritärer Herrschaft und Antigones moralischem Handeln verdeutlicht die Spannungen zwischen staatlicher Autorität und individueller Freiheit. Kreons Befehl, den Leichnam ihres Bruders Polyneikes unbestattet zu lassen, widerspricht den göttlichen Geboten, die Antigone zu erfüllen versucht und umsetzen kann. Ihre Entscheidung, das Verbot zu ignorieren und ihren Bruder zu bestatten, stellt einen Tat des zivilen Ungehorsams dar. Ein Ausschnitt aus dem Austausch zwischen den beiden seiten aus dem Drama zeigt die beiden ansichten in diesen Konflikt. Zitat:
„Kreon: Nur du allein von Thebens Bürgern siehst das so.
Antigone: Auch diese sehn's, doch kneifen sie vor dir den Mund.“ (S. 25)
Dieses Zitat zeigt gut wie Kreon im Kopf hat, dass sein Volk ihn unterstützt, weil er der Herscher ist, jedoch akzeptieren seine Untertahnen nur aus Angst. Antigone versucht anschliesend Kreon vor Auge zu führen, es eigentlich umgekehrt ist. Es ist allein Kreon der seine eigene Meinung sieht. Die Tragödie zeigt, wie das ignorieren von anderen Meinungen und unterdrücken vom Volk durch autokratische Herrschaft zu Leid einzelner Personen und gesellschaftlichem Unheil führen kann. Antigones Tod ist nicht nur die aus Kreons sicht nachvollziehbare Folge, sondern auch ein Symbol für die Konsequenzen eines Systems, das keine abweichenden Meinungen toleriert.
Quelle: https://jurclass.de/jurclass/sachthemen/images/theben/antigone-vor-kreon-full.jpg